Verbundstudium Mechatronische Systeme/Elektrotechnik

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Robbb
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Registriert: Mo 25. Feb 2013, 16:35

Verbundstudium Mechatronische Systeme/Elektrotechnik

Beitrag von Robbb » Mo 25. Feb 2013, 18:02

Hallo zusammen,
ich mache eine Ausbildung zum Mechatroniker und studiere in einem Verbundstudium Mechatronische Systeme/Elektrotechnik.
Habe die Seite gefunden, da ich auf der Suche nach ein paar Hilfen und Vorbereitungen für die Abschlussprüfung Teil 1 gesucht habe.
Als ich den Thread gefunden habe, wollte ich auch mal ein Erfahrungsbericht schreiben :)

Zu meiner Person:
bin 20 Jahre alt
Abi mit 2,4 gemacht (Mather u. Erdkunde LK), war auf einem normalem/allgemeinem Gymnasium
wohne bei meinen Eltern
4te Semester ab März 2013
Beginn mit Ausbildung und Studium: August 2011

So, wo fang ich an..
Nach dem Abitur wusste ich absolut nicht wirklich was ich machen soll. Es sollte etwas technisches sein, da ich nie wirklich Probleme mit Mathe hatte und mir die Richtung am meisten Spaß gemacht hat. Auf ein Vollzeitstudium hatte ich direkt nach dem Abitur eigentlich keine Lust. Wollte endlich mal was praktisches machen und nicht nur theoretisch lernen. Also habe ich mir überlegt ein Duales Studium zu machen und hab mich über google etc. schlau gemacht. Die ganzen Erfahrungsberichte usw. waren aber eher abschreckend. Eine feste Bindung an den Arbeitgeber, was passiert wenn man das Studium nicht schafft, eventuell verschuldet man sich dann, starker Notendruck, was ist wenn mir der Studiengang nicht liegt und so weiter... Es war mir zu riskant und ich hatte zu viel Schiss dabei zu versagen und nachher in einem Vertrag fest zu stecken. Also war meine Entscheidung gefallen erst eine Ausbildung zu machen und dann danach zu im Vollzeit zu studieren.
Habe mich beworben und einen Ausbildungsplatz bekommen. War auch ne längere Geschichte..

Drei bis vier Tage nachdem die Ausbildung angefangen hat, hat mir jemand der mit mir zusammen die Ausbildung angefangen hat, etwas über das Verbundstudium erzählt, was er kurz darauf beginnen will.

Zum Studium u. Ablauf:
Der Studiengang nennt sich: Mechatronische Systeme/Elektrotechnik und macht den Bachelor of Engineering. Das Studium dauert 9 Semester,also 4 1/2 Jahre und schließt 1 Semester für die Bachelor-arbeit mit ein. Man studiert an der FH-SWF (Fachhochschule Südwestfalen), die sich auf, ich glaube, 4 oder 5 Standorte aufteilt. Dieser Studiengang wird in Iserlohn und Hagen (ein paar Semester in Iserlohn und die anderen in Hagen) angeboten. Laut "Broschüre" sieht der Ablauf wie folgt aus:
70% Selbstlernphase (also zuhause mit Unterlagen/Skripten, die man von den Prof's bekommt) und 30% in Präsenzveranstaltungen an Samstagen vor Ort (also Vorlesungen). Die Präsenzveranstaltungen sind Samstags. Eigentlich in einem Zwei-Wochen-Takt. Also einen Samstag frei, einen an der FH verbringen. Hinzu kommen teilweise Praktika Termine an denen man Teil nehmen muss. Dadurch kommt es auch hin und wieder vor, dass man nur einen von vier Samstagen im Monat frei hat.

Alle Informationen findet man auch unter : http://www.verbundstudium.de/bachelor/mechatronik (Studiengang heißt jetzt ein bisschen anders)

So weit so gut, ich hatte eigentlich den Plan Maschinenbau zu studieren, was auch im Verbund möglich ist. Also habe ich einfach mal angerufen und nachgefragt. War ja mittlerweile schon August und die Einschreibetermine schon lange vorbei, aber fragen kostet ja nichts. Mir wurde gesagt, dass ich mich nicht mehr für Maschinenbau einschreiben kann, sondern nur noch für Mechatronische Systeme/Elektrotechnik.
Hab mir gedacht, warum nicht.. ^^ mein Arbeitgeber stellt mich einen Tag frei, an dem ich lernen kann. Ich muss zur Arbeit fahren, aber kann dort 7 Stunden nur für das Studium lernen.
Also eben das Zeug ausgedruckt und eingeschrieben. Vorher nen bisschen schlau gemacht was ich da überhaupt mache. Naja, auch wenn es in dem Forum evtl. etwas über ist, erklär ich mal den Begriff "Mechatronik" :
Setzt sich zusammen aus, Mechanik (also Richtung Maschinenbau), Elektrotechnik und Informatik.
Mit ein bisschen Glück hat es dann noch geklappt und ich wurde noch angenommen. Die ganze Sache lief ohne NC.

Dann ging's langsam los : 5 Tage Mathe-Brückenkurs unter der Woche. Mein Ausbilder hat mich und den, mit dem ich angefangen habe, dafür freigestellt. Der Brückenkurs war recht gemütlich und gut um wieder rein zu kommen. Hatte 4 Monate Pause nach dem Abi und hab gemerkt, dass doch schon einiges wieder verloren gegangen war. In dem Brückenkurs wurde innerhalb von einer Woche der Stoff von der 5ten bis zur 10ten Klasse wiederholt. Potenzgesetze, linera Funktionen und so weiter. War noch alles im grünen Bereich. Am Ende des Brückenkurses haben wir unsere Skripte, also die Lernunterlagen für Zuhause bekommen. Das war schon nen ganz schön hoher Stapel mit insgesamt ca. 300-500 Seiten, für das erste Semester.

Es gibt pro Semester 4 Fächer/Module.

1. Semester :
Technische Mechanik 1 (Statik : Gerberträger, Fachwerke, Reibung usw.)
Technisches Zeichnen (Grundlagen, 3 Ansichten, viele Zeichnungen Zuhause machen, Wellen, Gussteile usw.)
Elektrotechnik 1 (Grundlagen wie URI, PUI etc., Netzwerkanalyse, Magnetisches Feld)
Mathematik 1 (Grundlagen, Matrizen, Vektoren, Determinanten, kompelxe Zahlen)

2. Semester :
Technische Mechanik 2 (Festigkeitslehre, also Zug, Druck, Biegung, Torsion, Abscherung)
Elektrotechnik 2 (Magnetisches Feld, Wechselstrom : RL, RC, RCL Schaltungen, komplexe und geometrisch)
Grundlagen der Informatik (Rechnerstrukturen, Rechneraufbau, Zahlenumformung und Rechnen (binär etc.))
Mathematik 2 (Kurvendiskussion, Ableiten, Integralrechnung, Polstellen, Asymptoten bestimmen, also vieles aus dem LK)

3. Semester :
Technische Mechanik 3 (Dynamik, bewegte Körper berechnen, Energieerhaltung, Impulserhaltung)
Konstruktionselemente 1 (Konstruieren von einfachen Zusammenbauten und vor allem Berechnen : Wälzlager, Schrauben, Stifte etc.)
Physik (Mechanische Größen, Akustik, Optik)
Mathematik 3 (DGL's mehrer Veränderlicher, also rechnen im mehrdimensionalen Bereich)

4. Semester :
Bauteile und Schaltungen (glaube ich)
Digitaltechnik
Konstruktionselemente 4
Mathematik 4

geht dann bis zum 9ten Semester immer so weiter ;)

Um am besten zu erklären, wie das Studium aussieht beschreibe ich mal am besten einen Zwei-Wochen-Takt bei mir:
Fünf Tage die Woche arbeiten. Ich stehe um 5:30 auf und bin gegen 15:30 Zuhause. Bis ich mit essen usw. fertig bin ist es 16:00 Uhr.
Danach meistens lernen, zeichnen und was halt für's Studium gemacht werden muss. Oft 1-4 Stunden, das aber nicht jeden Tag. Meistens reichen 2-3 Tage die Woche aus. Einen Tag habe ich meinen Tag zum lernen, an dem ich bis zu 7 Stunden lerne. Angesetzt ist das Studium mit einem Lernaufwand von ca. 15 Std. pro Woche. Wenn nicht gerade Klausurphase ist, kommt man mit dieser Zeit ungefähr hin. Von der Fachhochschule werden auch Tutorien angeboten, die Donnerstags und/oder Freitags von 17-20 Uhr sind. Also kann es mal vorkommen, dass ich um 5:30 aufstehe, dann 7 Stunden auf der Arbeit lerne, nach Hause fahre und dann nochmal von 17-20 uhr im Tutorium (also Übungsgruppe) sitze. 10 Stunden lernen an heftigen Tagen. Das erste Wochenende ist dann frei, an dem ich eigentlich nicht viel lerne. Die Woche danach sieht dann ähnlich aus, wie die da vor mit 2-3 Tagen lernen. Samstag's ist dann ein Präsenztermin von 9:00 bis 16:30 (kann auch länger gehen). 4 Fächer á 90 Minuten Vorlesungen. Die Tage sind besonder's anstrengend. Normalerweise bereitet man sich innerhalb von 2 Wochen auf den einen Präsenztag vor. Wenn man das nicht macht, sitzt man meistens in den Vorlesungen und rallt nichts. Man schreibt, guckt auf die Tafel und probiert das zu verstehen, was der Prof vorne erklärt. Nach dem Tag geht bei mir persönlich dann nichts mehr.
Das Spielchen läuft dann 8-10 Präsenztermine, also 16-20 Wochen. Danach beginnt die Vorbereitung auf die Klausuren. Ich fange 4-6 Wochen vor den Klausuren an zu lernen, zusammen mit meinem Arbeitskollegen, da wir sonst niemals die Masse an Stoff bewältigt bekommen würden. Fast jeden Tag 2-4 Stunden, und zusätzlich den Lerntag. Meisten läuft es auf über 15 Stunden lernen hinaus, neben 35 Stunden arbeiten die Woche. Das ist schon ziemlich heftig und hinterlässt auch seine Spuren.

Es hat nicht lange gedauert, da haben sich die ersten Freunde beschwert, dass man keine Zeit mehr hat um Feiern zu gehen, bzw. von manchen Leuten hört man gar nichts mehr. Ich bin oft gestresst und hab mittlerweile gemerkt, dass ich besonders nach den stressigen Klausurphasen krank werde, da mein Körper sich erholen will und man seine Grenzen erreicht. Mal eben nebenbei macht man den ganzen Quatsch nicht. Es ist sehr Zeitintensiv, wobei man sich an vieles gewöhnen kann.
Geplant hatte ich das, so wie ich es jetzt mache, bestimmt nicht. Das ganze hat seine Vor- und Nachteile

Vorteile:
-Beruf und Studium, Praxis und Theorie verbunden, gleichen Vorteile wie bei einem Dualen Studium
-Verbundstudium macht man in seiner Freizeit! Unabhängig vom Arbeitgeber. Man kann jederzeit aufhören, da man keinen Vertrag bei dem Arbeitgeber (zumindest ist es bei mir so) unterschreibt
-Ausbildungsvergütung
-höhere Chance auf einen guten Job

Nachteile:
-Zeitintensiv und anstrengend. Es ist gar nicht so leicht sich nach 7 Stunden arbeiten noch mal 4 Stunden Zuhause hin zu setzen und dann zu lernen. Man gibt aufjedenfall etwas von seinem sozialem Leben auf und opfert seine Freizeit
-4 1/2 Jahre sind lang, länger als bei einem Dualen Studium das 3 Jahre dauert

Es gibt noch viele Vor und Nachteile die auf der Hand liegen. Ich bin mir nicht sicher ob ich nochmal den gleichen Weg gehen würde, aber da ich schon 1 1/2 Jahre Zeit hinein gesteckt habe, werde ich es auch bis zum Ende durchziehen. Derzeit habe ich einen Schnitt von 2,0-2,1, mit dem ich voll und ganz zufrieden bin.
Es ist echt nicht ohne. Es geht viel Zeit bei drauf und ich würde auch nicht sagen, dass es wirklich "Spaß" macht. Es ist Interessant, aber nicht vergleichbar mit einem Vollzeitstudium.

Könnte noch viel mehr erzählen, aber das soll erst mal als Einblick genügen.
Hoffe es ist nicht zu lang geworden und verzeit mir die viele Rechtschreibfehler, aber leider kann ich nur Mathe und kein Deutsch :D
und hatte auch keine Lust Korrektur zu lesen ;)

Falls noch fragen, oder weiteres Interesse besteht, einfach melden ;)
Robbb
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Re: Verbundstudium Mechatronische Systeme/Elektrotechnik

Beitrag von Robbb » Mo 25. Feb 2013, 18:09

Achja, wollte damit nicht vor dem Verbundstudim abschrecken, aber man sollte sich im klaren darüber sein, dass es nicht leicht wird ;)
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m3trohelp
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Re: Verbundstudium Mechatronische Systeme/Elektrotechnik

Beitrag von m3trohelp » Mo 25. Feb 2013, 19:16

Hallo Robbb,
Danke für diesen super Beitrag. Weiter so! Wird sicherlich einigen hier weiterhelfen.
Marcel24
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Re: Verbundstudium Mechatronische Systeme/Elektrotechnik

Beitrag von Marcel24 » Di 26. Feb 2013, 22:07

Ich bin der genannten Kollege, und kann allem nur zustimmen ;) Auf die leichte Schulter würde ich das jedenfalls nicht nehmen falls sich jemand überlegt das zu machen!
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